Stadtnatur – Vögel fotografieren im Essener Grugapark

Fotografen beobachten aus nächster Nähe einen Graureiher in der Gruga. Der lässt sich aber gar nicht stören. © Wildes Ruhrgebiet - Dr. Heiko Herrmann

Der Grugapark in Essen, der als „grüne Oase der Großstadt“ vor allem in den Sommermonaten für viele Menschen des Ruhrgebiets einen Ort der Entschleunigung und der Entspannung verkörpert, beherbergt zahlreiche Wildvogelarten, die hier vor allem zur Brutsaison beobachtet und fotografiert werden können. Bisweilen zeigen sie sich hier sehr viel toleranter gegenüber der menschlichen Anwesenheit als andernorts, wenn man sich ihnen gegenüber respektvoll verhält. Nachdem ich nach längerer Zeit im späten April dieses Jahres wieder beschlossen hatte, mich ein wenig intensiver den vielfältigen Vogelarten im Grugapark zu widmen, wollte ich vor allem die typischen Besonderheiten der Örtlichkeit nutzen.

Die Zutraulichkeit der Kleinvogelarten wie beispielsweise der Rotkehlchen und der Amseln lässt sich wunderbar nutzen, um diese Vögel einmal inmitten ihres städtischen Lebensraums zu fotografieren. Auch in vielfältigen Variationen. Denn die Vögel sind die ständige Anwesenheit des Menschen durchaus sehr gewohnt und passen ihr Verhalten dementsprechend an ihr urbanes Lebensumfeld an. Sei es singend auf einem Zaunpfahl mit Wegen und Parkmitarbeitern im Hintergrund oder auf der morgendlichen Singwarte auf einem Verkehrsschild oder auf dem Gatter einer großen Säugetieranlage. Die Tiere lassen sich hier doch sehr viel gelassener die Annäherung des Fotografen gefallen als andernorts, was natürlich auch bedeutet, dass wir als Fotografen sorgsam mit diesem Privileg umgehen sollten und genau deswegen auch genau darauf achten, wie weit das Tier die Annäherung zulässt und wo wir möglicherweise die Grenze des fotografisch Möglichen erreichen. Meistens erkennt man diesen schmalen Grat zwischen „Annäherung ok“ und „bitte einen Schritt zurücktreten“ daran, dass die Tiere mit ihrer aktuellen Tätigkeit aufhören und sich nun stärker auf diesen Fotografen konzentrieren, der Fotos von ihnen machen möchte. Dieses Verhalten zeigt einem dann, wie man sein eigenes Vorgehen anpassen muss, damit die Tiere auch weiterhin ihr natürliches und entspanntes Verhalten zeigen.

 

Bei dem Graureiher, den ich im Froschteich direkt am Wegesrand entdeckte, dort, wo die Hunde ihrer Besitzer und zahlreiche Schulklassen lautstark ihre Anwesenheit verkünden, war diese Grenze der zumutbaren Entfernung durch Menschen allerdings so stark herabgesetzt, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Ich sah ihn das erste Mal Ende April gegen sieben Uhr morgens. Auf meinem Weg zu einem kleinen Wäldchen, wo man im Frühling regelmäßig Spechte beobachten kann, führte mein Weg mich an besagtem Teich vorbei. Als ich in etwa zehn Metern Abstand den Reiher entdeckte und bei mir dachte: „Hoffentlich hält er es aus, wenn ich ein paar Bilder mache“, wusste ich noch nicht, dass ich mir diese doch sehr vorsichtige Annäherung auch hätte schenken können. Denn die Mutter, die kurze Zeit später ein paar Handybilder von dem Vogel machte, stellte sich mitsamt ihrer beiden noch recht kleinen (und lauten) Kinder direkt an den Teich und erzählte mir, dass der Vogel Menschen wohl in seiner unmittelbaren Nähe tolerieren würde.

Ich konnte mich also in aller Ruhe an dem Steinrand des kleinen Teiches hocken und auch in den Folgetagen für ungefähr eine ganze Woche den Reiher in seinem weitgehend natürlichen Verhalten fotografieren. Einige erfolgreiche Jagden eingeschlossen. Während er mich nicht stärker beachtete, als er es unbedingt musste. Denn einmal kam er selbst mir so nah, dass ich aufgrund der Unterschreitung der Naheinstellgrenze meines Objektivs nicht mehr fokussieren konnte. Aber auch solche Erlebnisse lassen sich hier im Ruhrgebiet machen, wenn man sich einmal interessiert umschaut und sich ein wenig oder auch ein wenig mehr auf die hier ansässige Stadtnatur einlässt. Sie lässt so einige bleibende Erinnerungen zu.

Weitere Informationen zum Grugapark gibt es auf folgenden Seiten:

-> Grugapark Essen

-> Grugapark bei Wikipedia

© Wildes Ruhrgebiet – Dr. Heiko Herrmann