Naturkontakte – der Signalkrebs

Signalkrebs © Wildes Ruhrgebiet - Stefan Fabritz

Der Signalkrebs = Invasiv – Was bedeutet das eigentlich?

Mittlerweile wird die Problematik „invasive Arten“ nicht nur in Fachpublikationen und entsprechenden Medien besprochen, sondern auch der breiten Öffentlichkeit zunehmend erörtert. Dabei konzentriert man sich zumeist aber auf die großen und auffälligen Tiere und Pflanzen, die aus anderen Teilen der Welt stammend bei uns heimisch geworden sind.

Sie sind in der Regel vom Menschen mitgebracht oder bewusst eingeführt worden, wie der Waschbär oder das Springkraut. Invasiv und damit problematisch werden solche Arten erst, wenn sie sich in dem neuen Ökosystem ohne Feinddruck stark vermehren und schnell ausbreiten, und zugleich andere, einheimische Arten verdrängen und ausrotten. Somit ist nicht jede neue Art generell invasiv oder problematisch.

Vielleicht die größte Katastrophe für die heimische Fauna findet verborgen unter der Wasseroberfläche statt, da zum Beispiel über die Schifffahrt Kleinstlebewesen eingebracht werden, die ähnliche, aber kleinere einheimische Arten verdrängen und von Fisch- und Amphibienlarven dann nicht als Nahrung aufgenommen werden können. Im Wasser finden wir aber heute nicht nur sehr kleine invasive Arten, sondern auch solche, die mit dem bloßen Auge gut zu sehen sind.

Schon vor mehr als hundert Jahren fing man an, verschiedene Flusskrebsarten aus fernen Ländern in Europa einzuführen, um die Krebsfischerei ergiebiger zu machen. Über mögliche Folgen auf das ökologische Gefüge hat man sich dabei mal wohl keine Gedanken gemacht. Neben dem Kamberkrebs, der wohl häufigsten Krebsart in unseren Gewässern, vermehrt sich Pacifastacus leniusculus, besser bekannt als Signalkrebs, in den letzten Jahren explosionsartig. Einmal in ein Gewässer eingewandert, wird man ihn kaum noch los. Er ist gut zu Fuß und kann bei nassem Wetter über Land neue Gewässer erreichen.

Für die einst heimischen Flusskrebsarten sind die „Neuen“ ein Fiasko. Der Signalkrebs ist nicht nur produktiver bei der Fortpflanzung, anspruchsloser in Bezug auf den Lebensraum und aggressiver bei direkter Begegnung, er trägt zudem auch die Sporen der Krebspest in sich. Gegen die Krankheit selbst ist der Signalkrebs immun, aber eben nicht die einheimischen Arten. Und so sind diese aus den meisten Gewässern mittlerweile verschwunden. Tatsächlich wird der Signalkrebs in sogenannten Krebstellern gefangen, da sein Fleisch von hervorragender Qualität ist und die Krebspest für Menschen völlig unbedenklich ist. Für den Fang aber braucht man einen Angelschein und das Einverständnis des Gewässereigentümers. Zumeist läuft der Fang daher über Berufsfischer. Um den Signalkrebs wieder ein wenig mehr zurückzudrängen, wird das kaum ausreichen.

Dabei wäre genau das wünschenswert, da er auch unter den heimischen Fischen und Amphibien großen Schaden anrichtet und somit ökologisch höchst problematisch ist. Vielleicht sollten wir alle den Angelschein beantragen. Pasta mit Krebsfleisch aus lokalen Gewässern wäre nicht nur lecker, sondern auch ökologisch mehrfach sinnvoller als jenes ferner Zuchtfarmen aus dem Supermarktregal. Das man vorher auch lernen sollte, die seltenen, einheimischen Arten vom Signalkrebs zu unterscheiden und wieder freilässt, erklärt sich von selbst.

© Wildes Ruhrgebiet – Markus Botzek, Stefan Fabritz