Naturkontakte: Gefährdete Wanderer

Naturkontakte: Gefährdete Wanderer

Tausende von Erdkröten erwachen in diesem Monat aus ihrer Winterstarre. Und wie in jedem Jahr machen sie sich direkt auf den Weg: Sie laufen nachts über Wege, Straßen oder sogar Autobahnen zu ihren Laichgewässern. Mit den Erdkröten wandern hier im Ruhrgebiet auch Grasfrösche, Teich- und Bergmolche, mancherorts auch Kammmolche und im südlichen Ruhrgebiet, dort wo es waldreicher und bergisch wird, auch Feuersalamander und seltener auch mal Fadenmolche. Die kleinen Molche fallen kaum auf, die größeren Erdkröten und Grasfrösche dafür umso mehr. Kein schöner Anblick, wenn am Morgen danach etliche dieser Tiere tot auf den Straßen liegen, weil sie des Nachts von Autos überfahren wurden! Um das zu verhindern, werden Amphibienschutzzäune, kurz „Krötenzäune“ gebaut.

Die Frühjahrswanderung der Amphibien findet bei Einsetzen der späten Dämmerung statt, um diese Jahreszeit erfolgt das etwa ab 21:00 Uhr. Diese nächtliche Wanderung hört erst auf, wenn die Morgendämmerung wieder einsetzt. Bei leichtem Nieselregen und Temperaturen über 10 Grad hat der Treck zu den Teichen besonders viele Teilnehmer, denn Kröten, Frösche und Molche mögen es nach dem kalten Winter warm und feucht. Und dann wird es an den Straßen ernst.

Früher als üblich?

Es ist eine übliche Frage in Zeiten des Klimawandels: Ziehen die Tiere in diesem Jahr früher los als in den vergangenen Jahren? Antwort: Die allerersten Kröten ja, die Masse der Tiere aber nicht! Denn der Winter 2015/2016 war bei uns im Durchschnitt um rund drei Grad wärmer als die Winter der Vorjahre, noch bis Mitte Februar gab es örtlich zweistellige Temperaturen. Doch dann kam der Schnee – und die Temperaturen sanken tageweise unter null Grad, nachts gab es im bergischen Teil des Ruhrgebiets stellenweise  Minus zehn Grad. Die Mehrzahl der Molche, Frösche und Kröten, die bis Mitte Februar noch nicht losgelaufen waren, schliefen dann lieber noch weiter. Erst jetzt, ab Mitte März, stimmen die Temperaturen, und das große Aufwachen und Laufen beginnt.

Helfen – wie?

An vielen Zäunen werden freiwillige Helfer gesucht. Wer hier mitarbeiten möchte, hat es in diesem Jahr besonders einfach, denn auf dem Gelände der Zeche Zollverein vermittelt die dortige NABU-Regionalstelle Ruhrgebiet die dafür nötigen Ansprechpartner. Telefonisch ist die Regionalstelle unter: 0201 – 29 46 40 40 oder per E-Mail unter info@nabu-ruhrgebiet.de erreichbar. Und es gibt noch einen weiteren Service: Auf der Internetseite des NABU Ruhrgebiet informiert eine aktuelle Übersicht über die Amphibienschutzzäune von biologischen Stationen, Stadt- und Kreisverwaltungen sowie weiteren Naturschutzverbänden. Hier gibt es auch Angaben zu den Tier-Zahlen der letzten Jahren und die Kontaktdaten der jeweils betreuenden Personen oder Institutionen. Wir haben zu diesem Thema bereits berichtet und alle Ansprechpartner finden sich in diesem Artikel: Krötenwanderung – bitte mitmachen!

Doch auch als Autofahrer kann man helfen, wenn auch eher indirekt: Straßenabschnitte mit Krötenschutzzäunen können ab dem Einsetzen der Dämmerung gemieden oder umfahren werden. Geht das nicht, dann sollte zumindest an den entsprechenden Straßenabschnitten deutlich langsamer als normal gefahren werden. Unbedingt ist auf die Menschen zu achten, die an den Schutzzäunen arbeiten, denn nicht immer werden Warnwesten getragen.

Zu guter Letzt ein Hygiene-Tipp

Kröten, Frösche, Molche und Salamander sterben bei uns seit 2003 zunehmend an Hautpilzen. Denn vermutlich durch Importe infizierter Amphibien aus Ostasien wurden bei uns zwei sogenannte „Chytridpilze“ eingeschleppt. Während die asiatischen Amphibien resistent sind und die Pilze daher nur übertragen, sterben die europäischen Amphiben daran. Für uns Menschen sind die Pilze ungefährlich, aber auch wir können sie übertragen – von Krötenzaun zu Krötenzaun, von Teich zu Teich. Die Pilze verkraften aber keine Trockenheit. Und so überleben sie an Händen, Kleidung und Gummistiefel nur solange, wie alles feucht ist. Deshalb ein dringender Appell: Nach der Arbeit am Krötenzaun Hände gründlich waschen und Gummistiefel bzw. Schuhwerk gut durchtrocknen. Geht das nicht, dann bitte das Schuhwerk wechseln, bevor man am nächsten Zaun oder Teich die Arbeit wieder aufnimmt.

Mehr Infos zu den Chytridpilzen finden Sie hier: Landesumweltamt NRW

PS: Unser Partner Vivara unterstützt nicht nur Singvögel sondern bietet auch Produkte für Amphibien an.

Text: Peter Schütz, Lektorat: Volker Kienast

Fotos © Wildes Ruhrgebiet – Norbert Kilimann, Alexander Krebs, Peter Schütz